Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Inhaltsverzeichniß. xxm
§» 8. Schluß dieses Zeitraums. (Bifchöffe. Bischoff von Rom.
Anfang von Verirrungen. Wohlthätige Wirkungen des Chri-
stenthums). S. 35 — 38.
§■» 9> Zweiter Abschnitt. §, 9. Constantinus der Große. (Sein
Charakter — seine Bekehrung — sein Vetter Julian der Ab-
trünnige). S. 38—41.
§. 10. Fernere Ausbreitung des Christenthums, besonders in
Deutschland. (Kaiser Theodosi'us. Morgenländische und
Abendländische Kirche. Völkerwanderung. Bischoff Ulphilas.
Die alten Deutschen; ein Stamm, die Franken werden Chri-
sten). S. 41 — 43.
§. 11. Bonifacius. (In Hessen. Die erste christliche Kapelle in
Thüringen. Abtei Fulda. Bonifacius Verdienste und Tod).
S. 43 — 46.
§. 12. Fernere Ausbreitung des Christenthums unter den Sachsen.
Karlder Große. (Wettekind. Kaiserkrönung 800. Postillen.
Verbreitung der christlichen Religion nach den Norden und in
andere Lander). S. 46 — 48.
§. 13. Streitigkeiten über die Lehren des Christenthums. (Man
drang auf völlige Einheit — Verketzerungen. Streit zwischen
Arius und Athanasius. Nicanisches Glaubensbekenntniß —-
Streit mit Nestorius; Pelagius und Augustinus? Synoden).
S. 48 — 54.
§. 14. Die allmähliche Gründung der päpstlichen Macht. (All-
mähliges Erheben des Bischoffs in Rom über andere — günstige
Umstände. Pipins Schenkung. Jsidorische Schriften. Kai-
ser Otto I. Ii. Iii.). S. 54 — 57.
§. 15. Papst Gregor Vii. vorher Hildebrand genannt. (Gründer
der geistlichen Ucbermacht. Investitur. Kaiser Heinrich Iv. V.
Papst Hadrian Iv. Kaiser Friedrich I. — die kaiserliche Macht
in Rom hört auf um das Jahr 1200. Kaiser Ludwig der
Baier unterliegt. Bannfluch und Interdikt). S. 57 — 62.
§, 16. Noch verschiedne Ursachen und Folgen der päpstlichen Herr-
schaft. (Aberglaube mit dem Kreuze Christi — Wallfahrten
— Reliquien —* überflüssige Festtage — Bilderdienst — Ro-
senkranz — Heiligenverehrung — Fegfeuer — Messe — sieben
Sacramente — Ohrenbeichte — Ehelosigkeit der Geistlichen —
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Baier Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Rom Chri- Deutschland Hessen Thüringen Fulda Sachsen Wettekind Arius Rom Rom Christi
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Xxiv
Inhaltöverzcichni ß.
Verbot des Bibellesens. Erblehre. Untrüglichkeit der Kirche)."
S. 62—72.
tz. 17. Mönche und Nonnen. (Aegypten ihr Vaterland. Klöster.
Benediktiner. Styliten. Flagellanten). S. 72 — 75.
§. 18. Fortsetzung. Inquisition. (Cartheuser. Barfüßer Trap-
pisten. Augustiner. Carmeliter. Dominicaner. Franziska-
ner. Albigenservecfolgung. Greuel der Inquisition und ihrer
Hinrichtungen). S. 76 — 79.
§. 19. Seegensreiche Wirkungen des Christenthums — verdienst-
volle Lehrer. (Eusebius. Chrysostomus. Augustinus. Ambro-
sius. Hieronymus. Athanasius. Abt Bernhard von Clairvaux.
Johann Tauler. Thomas von Kempis. Die Scholastiker).
S. 80 — 84.
§. 20. Die griechische Kirche. (Kaiser Iustinian. Sophienkir-
che. Streitigkeiten. Constantinopel geht 1453 verloren. Be-
kehrung der Russen. Der heilige Basilius). S. 85 —87.
§, 21. Muhamed. (Sein Leben — seine Lehre — seine Nach-
folger die Kalifen. Sarazenen — in Spanien und Portugal.
Wechabitcn). S. 67 — 9ü.
§. 22. Die Kreuzzüge. (Das Mittelalter. Peter von Amiens.
Gottfried von Bouillon. Saladin. Das Ritterwesen. Faust-
recht. Kaiser Rudolph von Habsburg. Johanniter-, Rhodi-
ser- und Malteserorden. Deutsche Ritter. Tempelherren).
S. 90 — 94.
§. 23. Gegner der päpstlichen Macht. (Waldenser und Albigen-
ser. Wiklesiten). S. 94 — 96.
§. 24. Die Hussiten. (Johann Huß. Stiftung der Universität
Leipzig. Cardinale. S. 97. Kaiser Wenzel und Siegmund.
Concilium zu Costnitz. Huß schändlich verurtheilt und ver-
brannt. Hieronymus von Prag ebenfalls. Hussitenkrieg.
Calixtiner und Taboriten. Aiska und Procopius ihre Anfüh-
rer. Concilium in Basel. Böhmische und mährische Brüder).
S. 96 —101.
§■. 25. Sinken der päpstlichen Macht bei ihrem scheinbaren Stei-
gen. (Ursachen. Grobe Unwissenheit. Schauspiele aus der
christlichen Geschichte genommen. Das Narrenfest. Schwel-
gerei und Sittenlosigkeit in Rom und in den Klöstern. Geld-
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Extrahierte Personennamen: Xxiv
Inhaltöverzcichni Eusebius Chrysostomus Bernhard_von_Clairvaux Johann_Tauler Johann Thomas_von_Kempis Iustinian Muhamed Peter_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Saladin Rudolph_von_Habsburg Johann_Huß Johann Cardinale Siegmund Aiska
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Spanien Portugal Johanniter- Leipzig Prag Basel Rom
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
Bonifacius.
45
am Thüringer Walde ohnweit Gotha, zu Ehren Johannes
des Täufers erbaut und vermuthlich zur Taufhandlung für
die dasige Gegend bestimmt worden. Da sich aber die Ge-
meinen dafelbst vergrößerten, fo wurde sie verlassen und man
baute andere Kirchen. Um jedoch das Andenken an diese
erste Kirche zu erhalten, wurde dort i8u ein schönes Denk-
mal errichtet. Es ist ein So Fuß hoher Leuchter mit ausge-
breitcter Flamme, aus Sandstein gearbeitet. Ein Holzhauer
in Altenberga, Nikolaus Brückner, gab durch ein Vermacht-
uiß die erste Veranlassung dazu. Bonifacius ließ noch meh-
rere Gehülfen Nachkommen und wurde nun Erzbifchoff; spä-
terhin bekam er seinen Sitz in Mainz. Er reifete nach Rom,
wo ihn der Papst sehr auszeichnete und ihm große Vollmach-
ten gab, vermöge welcher er die Bisthümer in Regensburg,
Würzburg, auch wohl in Erfurt stiftete, so wie die berühmte
Abtei Fulda, wo schon im I. 779 aus 400 Mönche waren
und wo er eine Schule anlegte, in welcher die angesehensten
Familien ihre Söhne erziehen ließen und woher ganz Deutsch-
land berühmte Gelehrte erhalten hat, bis sie 1800 sckulari-
sirt, d. h. in ein weltliches Fürstenthum verwandelt worden,
und jetzt unter Kurhessen gekommen ist. Bonifacius wollte
hier seine Laufbahn endigen, doch sein lebhafter Geist trieb
ihn noch zu einer Bekehrungsreife unter die Friesen, wohin
er viele Geistliche mitnahm und mit Glück predigte. Nun
wollte er eines Tages die Getauften firmeln, d. h. unter Ge-
bet mit einem geweiheten Oele bestreichen und einfegncn.
Allein dafür kamen Bewaffnete, überfielen sein Lager, das
er mit-den Seinigen aufgefchlagen hatte, und ermordeten
ihn mit seinen Gehülfen. Sein Körper wurde nach Fulda
gebracht. Er starb 70 Jahr alt und hat 4o Jahre unter den
Heiden gelehrt. Man nennt ihn den Apostel der Deutschen
und er war einer der geschickter« und eifrigem Lehrer, ver-
stand auch die Menschen zu gewinnen und hat wohl keine
harten Zwangsmittel zur Bekehrung angewendet. Er war
nicht frei von Aberglauben und die religiöse Erkenntniß der
Getauften mag oft sehr dürftig gewesen sein. Auch verlangte
er unbedingte Unterwerfung unter die römische Kirche, die
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Extrahierte Personennamen: Bonifacius Johannes Nikolaus_Brückner Nikolaus Bonifacius Apostel
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
103
D r. Martin Luther.
Zcitlang Du, da er ihn aus Achtung gegen seine Gelehrsamkeit
Ihr angeredet hatte; gab indeß endlich seine Einwilligung
und sprach: „Gott gebe, daß es wohl gerathe," besuchte
ihn auch in dem Kloster. Luther, ein hochgeachteter Jüng-
ling, wurde von den Augustinern sehr wohl ausgenommen,
unterwarf sich nun allen Regeln und Büßungen des Kloster-
lebens, und da er mit einem unverdorbenen Herzen in dasselbe
getreten war und doch den gewünschten Seelenfrieden noch
vermißte, so meinte er immer, er habe nicht genug gethan,
und fiel endlich unter inner« Unruhen und neuen quälenden
Büßungen in eine schwere Krankheit. Ein alter Ordensbru-
der tröstete ihn mit der Versicherung der Vergebung der
Sünden durch den Glauben an Jesum, was ihn mehr stärkte,
als alles, was man ihm von dem Ablaß und den Werken der
Heiligen vorsagte. Er mußte anfangs die niedrigsten Dienste
verrichten, das Kloster reinigen, und mit einem Sacke für
dasselbe betteln. Wenn er Tag und Nacht in der heiligen
Schrift siudirte, so murrten die Mönche und sagten, mit dem
Erbetteln von Fleisch, Brot, Eiern, Geld könne man sich
dem Kloster nützlicher machen. „Wahr isis," spricht Luther
selbst, „ein frommer Mönch bin ich gewesen; ist nun ein
Mönch durch Möncherei in den Himmel gekommen, so wollte
ich gewiß hinein gekommen seyn." Seine Gesundheit nahm
dabei sehr ab. Da befreiete ihn der Vorsteher dieses Ordens
in Deutschland, Herr von Staupitz, ein verständiger und
von dem Kurfürsten von Sachsen, Friedrich dem Weisen,
hochgeachteter Mann, von den schmutzigen, geringen Dien-
sten und ermunterte ihn zu höhern Beschäftigungen. Luther
war unermüdet thätig. So schloß er sich drei Tage hinter
einander ein, genoß nur Brot und Salz, um sich.mit dem
22. Psalm ungestört beschäftigen zu können. Im I. 1l07,
am Sonntage Cantate, empfing er, 24 Jahr alt, die Weihe
als Mönchspriester, wodurch er das Recht zu allen geistlichen
Amtsgeschäften erhielt. Sein Vater war bei der Feierlichkeit
zugegen und schenkte dem Sohne bei dem Abschiede 20 Gul-
den. Im I. 1608 wurde er, empfohlen durch Stanpitz, auf
die von Friedrich den Weisen 1602 gestiftete Universität Wit«
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Luther Luther Friedrich_dem_Weisen Friedrich Luther Friedrich Friedrich
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
132
Der Bauernkrieg.
plünderten mit tausendfachen Greueln in Schwaben und
Franken, bis sie endlich geschlagen wurden und ihr Schicksal
noch verschlimmerten. Nun entstanden solche Unruhen eben-
falls in Sachsen und Thüringen, wo es auch Klagen über
manche bürgerliche Einrichtungen gab. Viele, welche ge-
hört hatten, Luther verkündige eine neue Lehre und verschaffe
den Christen Freiheit, sahen nicht ein, daß darunter nur
Glaubens - und Gewissensfreiheit, Erlösung von dem päpst-
lichen Zwange, nicht aber Freiheit von allen bürgerlichen Gese-
tzen und Anordnungen zu verstehen scy. Ein unruhiger Kopf,
Thomas Münzer, i52o Prediger in Zwickau und i5l>5 in
Allstadt in Thüringen, beförderte den Irrthum des Volkes.
Es hatte sich in Zwickau unter der Anleitung eines Tuchma-
chers Storch eine Partei gebildet, die Widcrtaufer hießen,
weil sie die Kindertaufe verwarfen und die Erwachsenen noch
einmal tauften. Zu ihnen gesellte sich Münzer, bestritt die
Lehren Luthers und des Papstes, reizte die Unterthanen ge-
gen die Obrigkeit und versicherte, die Zeit der Erlösung von
allem Drucke nahe herbei. Luther schrieb und predigte dage-r
gen, reifete darum nach Thüringen und erhielt wirklich die
schon ausgewicgeltcn Bergleute zu Mansfeld in Ordnung.
Im Kurkreise und wo man Luthers Lehre recht verstand, blieb
alles ruhig. Münzer wurde aus Allstadt vertrieben und
wanderte nach Mühlhausen, setzte den Rath ab, weil dieser
ihm das Predigen verbot, und stellte einen neuen an, und
sein Anhang mehrte sich täglich. Ein anderer Unruhestifter
Pfeifer trieb auf dem Eichsfelde sein Unwesen und vereinigte
sich uüt Münzern. Auf die Nachricht, daß sich in Franken
4o,ooo Bauern zusammengcrottct hatten, wiegelte man nun
auch in Thüringen alles zum Kriege auf. Alle Herren-
dienste sollten aufgehoben und es sollte eine völlige Gemein-
schaft der Güter eingeführt werden, ganz im Geiste mancher
neuern Freihcits- und Gleichheitsprediger, die goldne Berge
versprechen, aber gewöhnlich nur sich bedenken und Lander
und irre geleitete Menschen ins Unglück stürzen. Münzer
verstand es, die Leute immer wieder zu bethören, wenn sie
guten Vorschlägen und Vorstellungen Gehör gegeben hatten.
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
164
Dl e refor miete Kirche.
errangen jedoch die Katholiken durch die Bestimmung, daß
jedererzbischoff, Bischoff, oder wie sonst seine geistlichewürde
heißen möchte, wenn er von der katholischen Kirche abtrate,
sein Amt und dessen Einkünfte abgebe, ohne daß jedoch übri-
gens seine Ehre dadurch gekrankt werden sollte. Die Pro-
testanten bemühten sich vergeblich diesen Punkt abzuandern.
Er war in so fern gegen den Grundsatz einer völlig gleichen
Religionsfreiheit, als auch vielleicht wohl der größte Theil der
Kirchkindcr mit ihrem Vischoffe zu der protestantischen Kirche
übertreten wollte, in welchen Fallen ihnen natürlich ein vcrhält-
nißmäßiger Antheil von den Kirchengütcrn gebührte. Es mag
dieß manchen angesehenen Geistlichen abgehaltcn haben, sich
für die Reformation zu erklären, da oft so viele zeitliche
Vortheile damit verloren gingen, wofür die Protestanten
keine Entschädigung, nicht einmal immer das Nothdürftige
darbieten konnten. Der allgemeine Wunsch war freilich Ruhe
und Friede. Der Reformirten sourde leider dabei nicht ge-
dacht, man fürchtete noch mehr Weitläufigkeiten, war ihren
Lehrmeinungen ohnehin abgeneigt und war froh, daß man
den für die Katholiken immer noch sehr schmerzlichen Frieden
erkämpft hatte.
§. 38.
Die reformirte Kirche.
Ihre Stifter sind Ulrich Zwinget, Prediger zu Zürich,
und Johann Calvin, Professor in Genf, beide in der Schweiz.
Zwinge! oder Zwingli, ein sehr gelehrter, dabei recht-
schaffner und muthiger Mann, hatte in Bern, Wien und
Prag studirt, wurde -6o6 Pfarrer in Glarus, i6i6 in Ein-
fiedeln, wo ein altes Marienbild von vielen Wallfarthern be-
sucht wurde; i5i8 Pastor am großen Münster in Zürich,
und hatte noch vor Luthers Reformation mit andern Schwei-
zern die Entstellung des Chrisienthums erkannt. Ein Fran-
ziskaner Samson trieb unverschämt in der Schweiz das Abs
laßwesen und erklärte unvcrholen: „wer Geld brachte, dem
fraude sein Haus zuerst offen, die Armen besorge er hernach,"
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Extrahierte Personennamen: Bischoff Ulrich_Zwinget Johann_Calvin Johann
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
Die reformiere Kirche.
165
so wie er auch drei verschiedene Grade des Ablasses hatte und
damit 120,000 Dukaten zusammen brachte. Zwingli predigte
1619 stark dagegen, so wie sich auch die Schweizer unmittel-
bar bei dem Papste über den Ablaßkram beschwerten, aber
nur Vertröstungen erhielten, daß man den Mißbrauch des-
selben abstellen wolle. Man hielt nun mehrere Versamm-
lungen, aber da Zwinge! und seine Freunde nur immer auf
das Ansehen der heiligen Schrift drangen, und sich auf die
auch hier immer wiederholten Versicherungen von einem bal-
digen Concilium und auf die gewöhnlichen Gründe aus deir
alten Kirchenlehren gar nicht einließen, so verloren die Ka-
tholiken täglich mehr Anhänger; die Reformation schritt
vorwärts, die guten Reliquien wurden in aller Stille begra-
den, die Messe aufgehoben, die Bilder, und im Eifer selbst
Orgeln und Lichter weggeschaft, weil man in der ganzen
kirchlichen Einrichtung zur Einfachheit der ersten Kirche zu-
rück zu kehren wünschte. Zwingli freute sich über Luthers
Reformation, und reformirte im Ganzen eben so wie dieser,
doch las er anfangs dessen Schriften nicht, damit man ihn
nicht für einen bloßen Nachtreter der Sächsischen Kirchenver-
besserer verrufen möchte; er heirathete auch noch ein Jqhr
früher als Luther. Es wurden ebenfalls Disputationen an-
gcstellt, aber man lernte nur die Schwache der Gegner desto
mehr erkennen und Zwinglis und anderer Gelehrten, z. B.
des Professor Oecolampadius in Basel, Schriften wirkten
mächtig auf die Beförderung des Lichts. Doch bald erhoben
sich die eifrig katholischen Cantons Schwytz, Uri, Unterwal-
den, Zug und Luzern, verfolgten die Reformirtcn, und es
kam 155 í sogar zum Kriege. Die Zürcher, von ihren Freun-
den verlassen, von Treulosen vcrrathen und von ihren An-
führern schlecht geleitet, wurden bei Cappel geschlagen.
Zwingli, ihr Feldprediger wurde schwer verwundet, rief
aber im tiefsten Schmerze, als man ihn beklagte, aus:
„Welch Uuglück ists deuu? Den Leib können sie wohl tödten,
doch nicht die Seele." Er starb auf dem Schlachtfelde, wo
die erbitterten Feinde, schändlich genug, noch seinen todten
Körper mißhandelten.
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
166
Die reformirte Kirche.
Calvin aus Frankreich gebürtig, ein gelehrter und
dabei eifriger Mann, wurde wegen seiner Neigung zur Re-
formation und wegen seiner sich darauf beziehenden Schrif-
ten fehrvcrfolgt, beförderte aber die Verbesserung seit i556 in
Genf, wo es der Mönchs- und Pfaffcngreuel viele gab.
Zwar mußte er flüchten, jedoch wurde er bald zu größerem
Ansehen zurück berufen. Er stimmte meistens mit Zwingli
überein; in der Lehre vom heiligen Abendmahl wich er, wie
schon erwähnt, von ihm und von Luthern in etwas ab.
Aber er gerieth auf die harte Lehre von der Prädestination,
nach welcher von Ewigkeit her einige Mcnfchen von Gott
durch einen unabänderlichen Rathschluß zur Sccligkeit« an-
dre dagegen zur Vcrdammniß bestimmt wären, und war
überhaupt mehr finster, heftig; streng in der Kirchenzucht;
auch wohl nicht frei von Ehrgeiz und von Herrschsucht. Es
bleibt immer ein großer Flecken in seinem Charakter, daß er
einen gewissen Spanier Michael Scrvetus, der den herge-
brachten kirchlichen Formeln von der Dreieinigkeit wider-
sprach, weil er sic nicht für biblisch hielt, hinterlistiger Weise
gefangen nehmen ließ, wie ein Inquisitor ihn befragte und
zum Scheiterhaufen befördern half. Auch Melanchthon miß-
billigte dieses Urrheil nicht geradezu, aber unser Luther war
ganz gegen solche Lebensstrasen, höchstens will er Landes-
verweisung bei groben Ketzereien angewendet wissen. Am
richtigsten urtheilt Paulus Röm. i4, 4, — Sündiget der
Irrende gegen den Staat durch aufrührerische Lehren, dann
ziehe ihn dieser vor sein Gericht; die Kirche soll belehren und
bessern, nicht Todesurtheile fallen. Man nannte Calvins
Anhänger Calvinisten, bis sie späterhin mit den Zwingliancrn
den gemeinschaftlichen Namen Reformirte erhalten haben,
ob sie gleich nicht durchgängig übereinstimmen. Diese Rc-
formirtcn fanden bald vieleanhänger injtalicn, Deutschland,
in den Niederlanden und in Frankreich, in England und
Schottland.
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
M önche und Nonnen.
73
an sich verdienstlich sey; cs gab Mönche, Einsiedler (Anacho-
reten). Dieß ging auch auf die Christen über; manche flo-
hen wegen der Verfolgungen in die Wüsten; manche, weil
sie eine solche Entfernung für eine christliche Tugend anfahen.
Einer der ersten, berühmtesten Einsiedler war im I. 200
Antonius aus Aegypten, der nach seiner Eltern Tode sein
Vermögen unter die Armen vertheilte, in die Wüste ging,
wo er i5 Jahre lebte, nur Salz und Brot aß, und durch
seine strenge Lebensweise Körper und Geist so zerrüttete, daß
er sich einbildete, er schlage sich mit dem Satan herum, wo-
bei er oft jämmerlich schrie. Sein Schüler Pachomius sam-
melte nun mehrere solche Einsiedler oder Eremiten, baute
ein Kloster, wo drei und vier unter einem Prior wohnten;
diese Priorate zusammen nannte man Cönobium, die Be-
wohner Cönobiten, die einzelnen Einsiedler Anachoreten.
Ein andrer Schüler des Antonius stiftete ein Kloster (von
Claustram, ein verschloßner Ort) in Palästina, und nun
drängten sich die Menschen in solcher Menge herzu, daß
bald mehrere Klöster nöthig wurden. Die Vorsteher hießen
Aebte (Vater). Anfänglich waren es meistens Laien, die
sich nicht mit Lehren, sondern nur mit Beten, Fasten und
dem Anbau des Landes beschäftigten, wovon sie sich nähr-
ten; nach und nach wurden sie auch Lehrer der Christen.
Die eigentliche Klosterregel, welche im Abendlande die meiste
Gültigkeit erhielt, stellte 55o der heilige Benedikt in Italien
auf, der berühmte Stifter des Benediktinerordens. Wer
nach dieser Regel, die von Zeit zu Zeit mit mehrern Verän-
derungen erneuert wurde, in ein Kloster treten will, muß
erst ein Probejahr aushalten und sich dann zu der Regel
verpflichten. Sie fordert gewisse Gebete zu bestimmten Stun-
den, Arbeit, Keuschheit, gänzliche Zurückgezogenheit von
den übrigen Menschen, und blinden Gehorsam gegen die
Obern des Ordens. Die gewöhnlichen Kleider sind graue
Kutten. Eben so entstanden noch im I. 5oo auch Klöster
für Nonnen (Mütter), die sich Benediktinerinnen, Franzis-
kanerinnen u. s. w. nannten, oft aber auch keinen besondern
Namen führten und ihre Ordensregeln nach der Mönchsregel
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
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Mönche und Nonnen.
bildeten; die Vorsteherin hießaebtissin. Gar bald hielt man
das Mönchsleben für das einzige wahrhaft christliche, und
beeiferte sich Klöster zu stiften und Menschen dafür zu ge-
winnen. Wo Christen waren, entstanden auch Klöster nach
verschiedncn Regeln, da Mißbrauche immer neue Gesetze
nöthig machten. Allerdings wählten viele Christen dieses
Leben aus guten Absichten, sie wollten sich mehr und unge-
stört mit Gedanken an das Ewige beschäftigen, sich in der
Dcmuth und Selbstbeherrschung üben, und gewiß hat in
den Klöstern manches bekümmerte Gemüth feine Ruhe wieder
gefunden; durch fleißige Mönche ist manche Einöde in ein
Paradies verwandelt worden; sie haben in ihrem Eifer für
das Christenthuni viele Völker früher damit bekannt gemacht,
und die barbarischen Sitten derselben gemildert; und als in
verheerenden Zügen der Krieger alle Wissenschaft und Bil-
dung mit dem Untergänge bedroht wurde, fand sie oft in
den Klöstern Rettung und Zuflucht. Hier wurden viele
Schriften der Vorzeit abgefchrieben, erhalten und verviel-
fältiget. Nicht wenige verdienstvolle, aber zuletzt verfolgte
und bedrängte Menschen fanden nach den Stürmen des
Lebens hier einen sichern Hafen; in den zum Theil guten
Schulen eine bessere Erziehung, Arme und Alte Unterstützung,
mancher Kranke und Verlaßne einen wohlthuenden Aufent-
halt, mancher von seinem Gewissen Geängstigte Trost gegen
Verzweiflung. Allein da mehr ein dunkles Gefühl als das
Nachdenken bei diesem Mönchswefcn vorherrschte, und man
nicht sowohl darauf dachte, solche Stiftungen aufs Zweck-
mäßigste für die Welt einzurichten, verkehrte Meinungen
davon auszurotten und Mißbräuche zu verhüten, als viel-
mehr das Verdienst, ein Kloster zu stiften, Mönch zu seyn
und Mönchswerke über alles erhob, so hat das Klosterwc-
sen ungeheures Verderben gebracht. Hunderttaufende ent-
zogen der menschlichen Gesellschaft ihre Kräfte und Dienste,
ließen sich von Mönchen oder Eltern für diese Lebensweise
gewinnen, und von letzter» wurden sie auch oft dazu gezwun-
gen, wenn diese nur einigen Kindern ihr Vermögen zuwcndcn
wollten, die andern im Kloster am besten versorgt und sich
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